Sonntag, 26. Juli 2015

Ein Tessiner im freien Fall - Merlot Rovere Cantina Monti

Das erste Mal kam ich mit den Weinen der Cantina Monti an einem Anlass mit Tessiner Gewächsen in Kontakt. Diese zählten damals zwar nicht zu den elegantesten, dafür zu den eigenständigsten Weinen des Abends und entsprechend erhielten sie meine Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit erhalten bei Sergio Monti und seinem vierköpfigen Team auch die Reben und jede einzelne Traube, denn die Sorgfalt beginnt im Rebberg und zieht sich auch im Keller fort. Dieser ist auf drei Etagen gebaut und jeder Schritt bei der Vinifizierung passiert somit durch die Schwerkraft. So auch beim reinsortigen Merlot Rovere, welcher rund 14 Monate in Barriques reift und die Pumpe lediglich beim Filtrieren bei der Abfüllung zum Einsatz kommt. Das Resultat ist ein authentischer Tropfen Tessin und zugleich ein wunderbarer Essensbegleiter...


Merlot Rovere 2012 - im Glas zeigt er ein dunkles Rubinrot. Das Bouquet riecht einladend nach roten Beeren, Rosen und Pfeffer. Dahinter sind auch Noten von Schokolade, edles Holz, dezente Grüntöne sowie mineralische Komponenten zu vernehmen. Auf der Zunge macht sich das leicht sandige, aber dennoch reife Tannin angenehm bemerkbar. Die Frucht hält sich mit den würzigen Komponenten in Balance und die knackige Säure sorgt für Struktur und Trinkfluss. Im Abgang ist er lang, von mittlerer Komplexität und schönen Gewürznoten geprägt. 

Für mich ist der Merlot Rovere der perfekte Essensbegleiter zur Lasagne oder einem festlichen Braten und macht einen gelungenen Spagat zwischen Leichtigkeit und bekömmlicher Rustikalität. Zwischen französischer Eleganz und südländischer Fülle. Zwischen nördlicher Frische und mediterraner Rasse. Irgendwo zwischen Bordeaux und Bolgheri und zwar genau in Cademario, Malcantone Ticino!





Ich empfehle jetzt eine Flasche zu öffnen und ca. eine Stunde zu dekantieren. Allerdings sollten man sich ein paar weitere Flaschen für einige Jahre in den Keller legen, es lohnt sich! Trinken 2016 bis 2022, erhältlich für rund 35.- CHF bei Paul Ullrich AG in Basel.

Sonntag, 12. Juli 2015

Chasselas reloaded - Gutedel Steingrüble von Ziereisen

In der Schweiz kennen wir die Sorte Gutedel unter dem Namen Chasselas. Diese wird hauptsächlich im Wallis und in der Westschweiz angebaut und mit einigen nennenswerten Ergebnissen in die Flasche gebracht. Aber auch im süddeutschen Raum hat diese Sorte eine lange Tradition und wird vom Winzer Hanspeter Ziereisen im Markgräflerland mit viel Umsicht und puristischem Vorbild vinifiziert. Zum hellen Grillfleisch, einer exotischen Salatvariation und frischen Tomaten der perfekte Begleiter...

Die Reben für den Gutedel Steingrüble stehen auf Kalksteinboden und sind mittlerweile rund 40 Jahre alt. Ausgbaut wurde er im grossen Holzfass, was dem Wein eine dezente Holzschminke verleiht, aber auch zur Harmonie beiträgt. Im Glas präsentiert er sich in einem hellen Goldgelb mit schönen Reflexen. Hält man die Nase ins Glas vernimmt man Aromen nach Ananas, weissem Pfeffer und etwas nassen Stein. Mit zunehmender Belüftung wirkt er noch komplexer und erinnert mich an einen mineralischen Chablis. Im Gaumen legt er sich wie ein Teppich über die Zunge und zeigt erneut mineralische Noten, begleitet von einer verspielten Säure. Im mittellangen Abgang ist ein dezenter Holzeinfluss zu vernehmen welche von Gewürznoten und einer zurückhaltender, gelber Frucht begleitet wird. 

Der Gutedel Steingrüble zeigt zum einen, dass die Sorte Gutedel nicht nur Potential, sondern auch viel Charakter hat. Zum anderen aber auch, dass man für wenig Geld einen authentischen Wein ins Glas bekommt. 




Egal ob als Begleitung zu leichten Grilladen, Fisch oder vegetarischen Gerichten - dieser Wein ist absolut gelungen und sollte von Liebhabern der Sorte sowie von Chablis Fans probiert werden. Bei den aktuell sommerlichen Temperaturen mit nur 11,5% Vol. besonders empfehlenswert! Trinken jetzt bis 2019+, erhätlich für 18.50.- CHF bei Paul Ullrich AG in Basel.


Sonntag, 5. Juli 2015

Sommerhit - Kabinett Graacher Domprobst Willi Schaefer

Unglaublich, was ein Monat in der Flasche bei einem nahezu frisch abgefüllten Wein bewirken kann. Vor genau vier Wochen habe ich diesen 2014er Graacher Domprobst Kabinett von Willi Schaefer auf dem Weingut probiert und war von seiner Frische und Leichtigkeit total begeistert. Allerdings wirkte der Wein besonders im Abgang noch etwas unruhig und zeigte noch eine relativ üppige Kohlensäure. Natürlich habe ich ein paar Flaschen mitgenommen und sie direkt im Klimaschrank zur Ruhe gelegt. Gestern wollte ich der Hitze trotzen und habe eine Flasche davon aufgezogen. Was ich im Glas hatte, war nicht nur ein herrlich frischer Riesling, sondern auch ein perfekter Sommerwein...


Was für ein herrlicher und geradliniger Duft nach grünem Apfel und Zitrus. Dahinter steigen auch mineralische Noten und ein Hauch Schwefelnoten in die Nase. Dieser Kabinett fliesst seidenweich, mit angenehm dosierter Süsse und delikater Frucht über den Gaumen und zeigt aufgrund der verspielten Säure eine grossartige Frische. Im Vergleich zu einigen Wochen wirkt der Abgang nun geschmeidiger und wird von einem balanciertem Süss-Säure-Spiel getragen. Nach einiger Zeit in der Flasche, nimmt die Fruchtkonzentration zu, ohne jedoch an Frische und Leichtigkeit zu verlieren und zeigt Noten nach Bratapfel und etwas exotischen Früchten. 

Die sympathischen Winzer aus Graach haben einmal mehr absolut tolle Qualität in die Flasche gebracht, sind ihrem Stil treu geblieben und zeigen zugleich Jahrgangs-Typizität auf. Ein klassischer Mosel Kabinett und mit nur 7,5% Vol. aktuell einfach perfekt! Trinken jetzt bis 2022, für 12,50 Euro erhältlich direkt ab Weingut.