Donnerstag, 28. März 2013

Moderner Ribera del Duero - Legaris Crianza

Eigentlich ist der Legaris Crianza ein Wein für's schöne Wetter. Ein Wein, der trotz seiner modernen Machart und seinen Muskeln unglaublich gut zu einem Steak vom Grill passt und auch nach dem Essen noch viel Freude bereitet. Doch nach all diesen kalten und regenreichen Winterwochen habe ich beschlossen, nicht mehr auf den Frühling zu warten und mir die Wärme selber in das heimische Wohnzimmer zu holen...


Frisch ins Glas gefüllt, präsentiert sich der Legaris Crianza mit einer herrlichen dunkelroten Farbe mit violetten Reflexen. In der offenen Nase wirkt er ebenfalls auf Anhieb ansprechend und zeigt dort Aromen nach Kirsche, Johannis- und Brombeeren. Dahinter sind dezente Holz- sowie Vanillenoten zu entnehmen. Am Gaumen ist er erwartet schmelzig, fruchtig und gar würzig zugleich. Die Säure wirkt relativ vordergründig, doch im mittellangen Abgang schwindet diese wieder. Dort nehmen die (noch) wilden Gerbstoffe und die Fruchtwürze überhand. Im leicht bitteren Nachhall wirkt er bis über den letzten Schluck hinaus kräftig und rotbeerig. Der Crianza von Legaris ist weder ein Monument, noch ein Charakterstarker Ribera del Duero - viel mehr ist er ein moderner Tempranillo, der von Temperament nur so strotzt und in vielen Gelegenheiten viel Freude bereitet!





Legaris gehört der spanischen Winzervereinigung "Codorniu" an und produziert seine Weine bereits seit mehreren Jahrzehnten im spanischen Ribera del Duero. Die Rebstöcke auf den rund 94 Hektar sind grösstenteils mit Tempranillo bestückt. Doch auch Cabernet Sauvignon wird in kleinen Mengen kultiviert. Aus diesen Sorten werden drei verschiedene Weine gekeltert: ein einfacher Tischwein, welcher seinen Charme durch seine Fruchtigkeit aufzeigt. Ein Crianza, der Kraft mit Finesse verbindet und ein gutes Lagerpotential aufweist. Und zuletzt einen hervorragender Reserva, der komplex und im alten Stil der Region daherkommt.

Mir persönlich gefällt der Crianza, welcher 12 Monate im Holzfass ausgebaut wird, besonders gut. Er bietet als Essensbegleiter herzhafter Küche genau so viel Genuss wie als Solist und zeigt mit zunehmender Belüftung immer wieder neue Aromen. Nicht umsonst ist er ein Dauergast in meinem Weinkeller...


Der Wein







Land/Region: Spanien, Ribera del Duero
Jahrgang: 2007
Rebsorte: Tempranillo (Tinta Fina)

Preis: 24.- CHF / 17 Euro
Genuss: jetzt bis 2019
Passt zu: Grilladen, kräftiger Eintopf und Gulasch

Sonntag, 10. März 2013

Mövenpick Bordeaux Arrivage 2010

Nebst dem sich einige Händler seit Jahrzehnten an der Primeur-Kampagne beteiligen, gibt es bei Mövenpick auch eine "Arrivage" - die Zeit also, wo der aktuelle Bordeaux Jahrgang in den Verkauf kommt. Da die Weine jedoch erst nach und nach eintreffen, gibt es zusätzlich eine mehr oder weniger beachtenswerte Auswahl US-Weine zu degustieren. Dass der Direktvergleich spannend sein kann, bewies die diesjährige Arrivage. Doch widme ich mich erstmal der wohl wichtigsten und zugleich emotionalsten Weinregion der Welt...

Bordeaux 2010

Dass der Jahrgang zum jetzigen Zeitpunkt bei weitem nicht so zugänglich ist wie die 2009er bei der Arrivage, ist kein Geheimnis. Doch spricht man auch bei 2010 von einem "grossen" Jahrgang, der langlebige, warme und klassische Weine hervorgebracht hat. Besonders die Tannin- und Alkoholwerte erreichten Höchstwerte. Von Höchstwerten nicht weit entfernt sind leider auch die Preise und gerade deswegen scheint die Nachfrage deutlich geringer zu sein als bei der letzten Arrivage. Probiert habe ich selbstverständlich trotzdem einige und entdeckte für mich sogar ein absolutes Highlight: Domain de Chevalier 2010 - derart vollmundig und elegant zugleich hatte ich diesen Wein selten im Glas! 

An der Arrivage leider noch gefehlt haben einige Vertreter, welche mir in den letzten Jahren sehr viel Genuss boten und trotz hoher Bewertungen zu moderaten Preisen zu haben waren (u.a. Chateau Belgrave, Lafleur-Gazin, La Serre, Haut-Maurac, Pédesclaux, Poujeaux, Ferrière und Phélan-Ségur). Entsprechend kann ich von diesen Weinen zu diesem Zeitpunkt keine Eindrücke wiedergeben. Hier eine Übersicht über die probierten Weine:


Château Angludet 2010 (Margaux)













Im Glas dichtes, dunkelrotes Weinrot. Noch verschlossene Nase nach dunklen Beeren und einem Hauch Kräuter. Am Gaumen elegant und trotzdem stoffig, mittellanger Abgang. Die Säure ist gut integriert und vermag bereits das raue Tannin etwas aus zu balancieren. Für mich ein gelungener Wein zu einem vertretbaren Preis. Trinken 2016 - 2026+


Château l'Evêché 2010 (St. Emilion)









Dunkelrote Farbe mit violetter Mitte. Zu meinem Glück aus der fast leeren Flasche eingeschenkt und daher etwas offener als die anderen an diesem Abend. Dunkle Beeren, etwas Cassis, gar leicht pfeffrig und dahinter Holzaromen. Saftiger Gaumen, würzig und trotzdem mit einer bemerkenswerter Eleganz. Im langen Abgang noch etwas vom körnigen Tannin geprägt - für mich eine absolut positive Überraschung! Trinken 2016 - 2028


Domaine de Chevalier 2010 (Graves/Pessac Léognan)












Im Glas ein schimmerndes Weinrot mit dunkler Mitte, (optisch) deutlich der dünnste im Glas dieses Abends. Feiner, eleganter Duft nach roten Beeren, zurückhaltenden Holznoten und schwarzen Kirschen. Am Gaumen saftig und enorm fein zugleich, trotzdem etwas kernig, leicht erdigen Anklängen und vielschichtig. Im Abgang lang, facettenreich und von der Eleganz geprägt. Braucht wohl noch etwas Zeit, gefällt mir aber sehr gut! Trinken 2018 - 2035


Château Canon La Gaffelière 2010 (St. Emilion)













Die Farbe ist nahezu perfekt: dunkles Rot mit einer noch dunkleren Mitte und einem kräftig, nahezu strahlendem Rand. In der Nase ein Korb voller dunklen und roten Beeren, würzig, dahinter wieder etwas Süsse und gar leichten Rauchnoten. Eher auf der Kraftvollen Seite, mit noch wildem Tannin und einem sehr langen Abgang. Braucht Zeit, ist aber gut gelungen. Trinken 2018 - 2032

Château Batailley 2010 (Paulliac)











Enorm dichte und dunkle Farbe im Glas, in der Nase bereits kräftig und nach Brombeeren und Kirschen duftend. Dicht am Gaumen, relativ konzentriert und dennoch nie fett wirkend. Bis ins lange Finale durchgehend fruchtig, von einer tollen Säure gestützt und einfach nur köstlich. Wieder ein toller Batailley! Trinken 2016 - 2028

Fazit

Obwohl ich bei weitem kein Bordeaux Experte bin, verfolge ich die Primeur- sowie Arrivage Kampagne mit grossem Interesse seit dem Jahrgang 2008. Trotz der aktuellen Verschlossenheit der meisten Weine, zeigen sie ihr Potential auf. Besonders gefällt mir die Verschmelzung aus Wärme und Opulenz, welche sich wunderbar mit Eleganz und Finesse kombinieren. Auch das Tannin verspricht grosse Qualität, fordert aber auch viel Geduld. 

Doch auch ich tue mich dieses mal etwas schwer den Zugang zu finden und nicht zuletzt sind es die Preise, welche mich davon abhalten Kistenweise 2010er einzukellern. Ein grosser Jahrgang? Vielleicht. Tolle und charaktervolle Weine, welche lang Spass machen werden? Definitiv!

Meine Degustationsnotizen zu den US-Weinen folgen im nächsten Beitrag...